Ratgeber Schädelhirntrauma
Informationen für Betroffene und AngehörigeEin Schädelhirntrauma wird durch die Art der Verletzungen und das Ausmaß der neurologischen Beeinträchtigungen diagnostiziert und nach der Glasgow-Koma-Skala eingeordnet. Bei diagnostiziertem Schädelhirntrauma sollte die weitere beziehungsweise genauere Diagnose im Krankenhaus erfolgen.
Zur Diagnose wird untersucht, ob der Zustand des Bewusstseins und die Vitalfunktionen stabil sind. Es findet auch eine Überprüfung auf eventuelle Verletzungen statt. Auch die neurologischen Funktionen werden gründlich begutachtet. Zusätzlich zu einer Blutuntersuchung werden zur Diagnose eines Schädelhirntraumas neben anderen Methoden auch bildgebende Verfahren wie CT, MRT und Sonografie eingesetzt.
Diagnose eines Schädelhirntraumas
Noch am Unfallort verfasst der Notarzt ein Protokoll, um in einer Diagnose eines Schädelhirntraumas den Schweregrad der Verletzung des betroffenen Patienten zu beurteilen. Liegt anhand der motorischen, geistigen und sprachlichen Beeinträchtigungen des Patienten die Diagnose eines Schädelhirntraumas nahe, erfolgt umgehend eine genauere Diagnose in der Klinik. Dort werden unterschiedliche Diagnoseschritte durchgeführt, um Umfang und Ausmaß des Schädelhirntraumas möglichst exakt definieren zu können und anschließende Operations- und Therapieschritte einzuleiten.
Anamnese
Beim Patienten werden – soweit es möglich und er ansprechbar ist – eventuelle Vorerkrankungen erfasst und eine eventuelle Einnahme von Medikamenten abgefragt. Medikamente können die Gerinnung von Blut im Kopf hemmen und zu Hämatomen führen.
Untersuchung
Um ein Schädelhirntrauma festzustellen, wird in der Klinik der Bewusstseinszustand des Patienten in einer eingehenden Diagnose geprüft sowie die grundlegenden Vitalparameter (Kreislauf, Blutdruck, Atmung) untersucht. Außerdem müssen Begleitverletzungen erkannt werden. Bis das Gegenteil bewiesen ist, müssen die Ärzte bei einem Schädelhirntrauma auch von einer Verletzung der Halswirbelsäule ausgehen und daher den Patienten entsprechend stabilisieren. Daher wird in dieser Phase der Diagnose eines Schädelhirntraumas auch eine neurologische Untersuchung der Hirnnervenfunktion, der Kraftentfaltung, der Schmerzsensibilität, der Muskelreflexe und der Koordinationsfähigkeit durchgeführt.
Laboruntersuchung
Zur Diagnose eines Schädelhirntraumas werden im Labor die Blutgerinnung, Blutbild, Blutgase, Leber- und Nierenwerte, Blutzucker sowie evtl. Blutalkoholspiegel und Blutgruppenbestimmung untersucht.
Apparative Untersuchungen zur Diagnose eines Schädelhirntraumas
Der Patient mit Verdacht auf ein Schädelhirntrauma kann unterschiedlichen Methoden der apparativen Diagnose unterzogen werden:
Computertomografie (CT)
Eine Computertomografie des Hirns liefert Röntgenaufnahmen in Form von Schnittbildern. Damit können Blutungen, Hämatome und Ödeme bei einem Schädelhirntrauma nachgewiesen und unterschieden werden, der Druck im Gehirn beurteilt und die Notwendigkeit einer Operation beurteilt werden.
Kernspintomografie (MRT)
Mit der Kernspintomografie werden für die Diagnose eines Schädelhirntraumas Bilder anhand von Magnetfeldern erzeugt. Dadurch lassen sich bei der Diagnose eines Schädelhirntraumas Axonschäden (Verletzungen von Nervenfasern im Inneren des Gehirns) nachweisen und der Zustand von Hirnstamm und Gefäßwand genau beurteilen.
Neurosonografie
Mit diesem Ultraschallverfahren werden ebenfalls Gefäßverletzungen sowie die elektrische Aktivität des Gehirns erfasst (zum Beispiel epileptische Muster).
Evozierte Potenziale
„Evozieren“ bedeutet „hervorrufen“. Bei dieser Untersuchungstechnik werden bei Patienten mit Schädelhirntrauma sensible, akustische und optische Nervenbahnen angeregt und deren Funktionsfähigkeit geprüft. Mit Elektroden misst der Arzt dann zum einen die Zeit zwischen Reizauslösung und Reaktion (Latenzzeit) und ermittelt den Grad der Potenzialänderung anhand eines Ausschlags (Amplitude). Je länger die Reaktionszeit und je geringer der Ausschlag, desto höher der Grad des Schädelhirntraumas. Diese Potenzaluntersuchungen werden je nach Nervenart als visuell (VEP), akustisch (AEP), somatosensibel (SEP) oder magnetisch evoziert (MEP) bezeichnet. Alle vier Methoden sind meist schmerzfrei. Nur bei magnetisch evozierten Potentialen empfinden manche Patienten die entstehenden Muskelzuckungen als unangenehm.
Lutz Leukhardt
Ein Schädelhirntrauma ist eine Verletzung des Kopfes durch äußerliche Gewalteinwirkung, wobei der Schädelknochen und das Gehirn betroffen sind. Dadurch können Gehirnfunktionen beeinträchtigt werden. Das Schädelhirntrauma wird in drei Schweregrade unterschieden, welche zum einen durch die Art und das Ausmaß der Verletzung und zum anderen durch die Dimension der neurologischen Störungen definiert werden. Diese Einordnungen sind auf der Glasgow-Koma-Skala definiert und werden in Schädelhirntrauma 1., 2. und 3. Grades unterteilt.
Typische Anzeichen eines Schädelhirntraumas können unter anderem Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Bewusstseinsstörungen oder -trübungen, Austreten von Flüssigkeit aus Ohren und Nase etc. sein.
Bei einem Schädelhirntrauma ist es besonders wichtig, Betroffene innerhalb der ersten Stunde nach Eintritt des Traumas zu behandeln, bevor möglicherweise eine Verschlechterung des Zustandes eintritt.
Insbesondere bei Unfällen im Straßenverkehr sind Schädelhirntraumata eine häufige Folge. Oft wird eine Gehirnerschütterung, das heißt ein Schädelhirntrauma 1. Grades, verursacht, von welchem sich die Betroffenen zumeist gut erholen. Ein Schädelhirntrauma 3. Grades zieht vielfach Folgeschäden und Behinderungen nach sich, aber auch bei schwerem Trauma besteht die Möglichkeit einer vollständigen Genesung: bis zu 27 % werden nach erlittenem Schädelhirntrauma wieder gesund.
Ein Schädelhirntrauma entsteht durch Einwirkung äußerlicher Gewalt. Durch Stöße – zum Beispiel bei Unfällen bei der Arbeit, im Haushalt oder im Verkehr – oder Schläge wird das Gehirn innerhalb des Schädels an die Schädelwand gestoßen. Dadurch können Prellungen, Schädigungen der Nerven oder auch Blutungen entstehen, die wiederum Hämatome hervorrufen können.
Durch Blutungen der Hirngefäße – subdurale Blutungen genannt – kann der Schädelinnendruck steigen. Die sich ausdehnende Blutung drückt auf das Gehirn, da durch die Schädelwand keine Möglichkeit zur Ausdehnung besteht. Durch ein solches Hämatom kann auch die Versorgung des Gehirns beeinträchtigt werden, wenn beispielsweise der Bluterguss auf Blutgefäße drückt.